LESEPROBEN
Leseproben aus Lampalzer "Gedichte ohne Titel"
Wollte wandern
Allein.
Nicht wie die andern
Sein,
Die über Wiesen gehn
Hand in Hand.
Wollte in Tiefen sehn,
Die keiner noch fand.
Dein Blick zwang mich, dich anzusehn
Erst nur sekundenlang
Und mehrmals — im Vorübergehn,
Bis dann der Funke sprang.
Wir sprachen all die Zeit kein Wort
Und sagten dennoch viel.
Nur mühsam rissen wir uns fort
Von unsrer Blicke Spiel.
Der meine glitt an dir herab.
Bist wie von Renoir,
Der jeder Frau den Körper gab,
Wie immer er ihn sah:
Als schöne Frucht, reif, satt und schwer,
Nicht böse und nicht gut.
Mein Auge trank dich also leer
Und rascher rann mein Blut.
Dann kam dein Wort; konnte nur sein
Das eine Wort — im Gehn
Mit einem Lächeln, wägbar, fein -
Aufwiedersehn.
Die Morgennebel hängen lange nieder
Und immer wieder fällt ein Blatt vom Ast;
Ganz langsam, so als hab es keine Hast,
Den Weg zu säumen wie so viele seiner Brüder.
Dann strahlt die Sonne nur mehr mildes Licht
Und weicher werden alle die Konturen.
Es liegt etwas wie Müdheit auf den Fluren
Und wie von Wehmut in der Menschen Angesicht.
Das ist die Stunde, die mir selbst gehört,
Die eine Stunde um die Mitternacht.
Da bin ich ganz allein, denn niemand wacht
Mit mir und niemand lockt, der meine Stunde stört.
Da hat mich auch noch keine Frau betört,
In dieser Stunde um die Mitternacht;
Denn bis dahin entglitten alle sacht,
Die schon empfingen, wessen sie begehrt.
Das ist die Stunde, die mich gern bedenkt
Mit dem Besuche meiner Phantasie.
Das ist die Stunde, die mich gern beschenkt
Mit eines Wortes reiner Melodie.
Und ist die Stunde, deretwegen nie
Mein Blick sich hoffnungslos noch hat gesenkt.
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Leseprobe Dr. Alois Josef LEEB mit persönlichem Bezug (+ 2016)
A BITT
Geh, Herrgott, laß a Randerl mih
dein Hand in meiner gspürn,
und laß mih glaubm, daß ma(r) dein Liab,
wann's schwar wird, net verliern!
Gib, Herrgott, uns a kindlichs Gmüat,
des blindlings kann vertraun.
Und nimm uns d' Angst und laß uns doh
a weng dein' Himml schaun!
A letzte Bitt noh, wann ih derf :
Schenk uns was va dein' Liacht,
daß unserans in dera Welt
den andern leichter siacht!
A. J. Leeb
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